
Bereits im Text der Glanzstückpostkarte zur Station 4/25 wurde auf den „Kattsund“ bezüglich der alljährlich üppigen Bepflanzung hingewiesen. Daran war im 19. und 20. Jahrhundert, in den Hochzeiten des Fischfangs und der Fischverarbeitungsindustrie, noch nicht zu denken. Zu der Zeit gab es von den über 40 Räuchereien in Eckernförde allein acht im Kattsund. Eine öffentliche Kanalisation oder die heute bekannten Entsorgungsunternehmen existierten damals noch nicht. Dementsprechend waren Schmutz und Gestank zur damaligen Zeit keine Seltenheit.
Über die Bedeutung des Namens Kattsund existieren unterschiedliche Aussagen. Der Name „sund“ lässt sich von der Bezeichnung für eine enge Wasserstraße wie im „Fehmarnsund“ oder dem „Alensund“ ableiten. Die Bezeichnung „Katt“ hingegen könnte sich sowohl auf die mitteldeutsche Silbe „Quat“ zurückführen, was so viel wie „schlecht, schmutzig oder unrein“ bedeutet. Aber auch über einen Bezug des Namens zu Katzen, die dort stets ein üppiges Mahl vorgefunden haben, wird ebenfalls spekuliert. Als wahrscheinlichste Erklärung gilt bis heute die „schmutzige, enge Straße“.
Von diesem „Schmutz“ ist heute wahrlich nichts mehr zu erkennen. Die malerische Straße mit ihrer traditionsreichen Bebauung ist sicherlich als Glanzstück der Stadt zu betrachten. Daher schauen wir uns im Folgenden nur einige wenige der über 70 charakteristischen Gebäude im Kattsund an:
Kattsund 10:

So wie in vielen anderen Orten findet man auch in Eckernförde das sog. „schmalste“ Haus der Stadt. Im Kattsund 10 entdecken wir das als „Handtuchhaus“ bezeichnete Gebäude, dessen Straßenfront eine Breite von nur 2,65 m misst. Die Außenwand im rückwärtigen Bereich stößt direkt an das Gebäude „Fischerstraße 10“. Wie alt die ehemals zusammengehörenden Gebäude wirklich sind, ist nicht bekannt. Als Besitzer des durchgehenden Grundstücks wurde erstmals 1769 ein Tischler erwähnt. Auf dem Hof bis an den Kattsund heran befanden sich wahrscheinlich Werkstatt und Stallgebäude des Handwerkbetriebes. Die große Türöffnung deutet dabei auf die zuvor genannte Nutzung hin.Es folgte ein ständiger Wechsel von Tischlerei zu Schlosserei, von Gemüsehandel zu Wohngebäude, in dem Fischer, Schlosser, Schneider, Räucherer, Fischhändler und Arbeiter lebten. Erst in den 1970er Jahren wurde das gesamte Grundstück mit allen Gebäuden verkauft und saniert. Inzwischen wurde das Grundstück geteilt und eine Mauer trennt beide Grundstücke.
Kattsund 13:

Das eingeschossige Fachwerkgiebelhaus stammt in Teilen noch aus dem 17.Jahrhundert. Es gilt als ältestes und bestes Beispiel des schleswig-holsteinischen Kleinbürgerhaus-Typus in Eckernförde. Das aufgrund des Fachwerks wie ein Bauernhaus wirkende Gebäude, beherbergte meist Handwerker und Kaufleute. Unvergessen bleibt dabei Louise May in den 1950er Jahren, bei der die meisten Kunden „auf Buch“ einkauften. Für jede Familie lag ein kleines Heft unter dem Ladentisch, in denen die geschuldeten Beträge aufgelistet wurden, bevor diese am Monatsende beglichen wurden.
Kattsund 17:
Dieses Gebäude hatte ebenfalls eine Räucherei-Vergangenheit. Die zu den kleineren zählende Räucherei Bernhardt wurde von 1897 bis 1950 betrieben. Sie hatte keinen hohen, rundgemauerten Schornstein, sondern einen breiten, aus Holz und mit Teerpappe verkleideten Kamin über den Räucherkammern, wie er wohl für die älteren und kleineren Räuchereien üblich war. Im hinteren Bereich des Komplexes waren Holzlager und Räucherkammern zu finden. Geräuchert wurden seinerzeit Aale, Sprotten, Bücklinge, Makrelen und Dorschstücke. Diese wurden von den sog. „Opsteckfruuns“ auf Eisenstangen gesteckt und erhielten im Räucherofen die gewünschte „goldene“ Farbe. Später wurden die Räucherwaren auf dem Dachboden in Versandkisten verpackt. Nach Abriss der hinteren Gebäudeteile existiert heute lediglich noch das renovierte Wohnhaus der damaligen Räucherei Bernhardt.
Kattsund 26:

„Kalle und Krischan sind zurück“, so konnte man es im April 2023 in der Eckernförder Zeitung lesen. Die beiden Fischerfiguren auf dem Dach des Hauses „Kattsund 26“ mussten sich einer zwei Monate lang andauernden Restaurierung unterziehen. Diese war nötig geworden, weil nicht nur der Lack abblätterte, sondern auch Holzteile morsch waren und ersetzt werden mussten. Dabei bestehen die Figuren selbst gar nicht mehr aus Holz, sie wurden schon 1990 gegen Skulpturen aus Kunststoff ausgetauscht. Die Holzoriginale dieses Eckernförder Wahrzeichens können mittlerweile im Museum „Alte Fischräucherei“ betrachtet werden. Mehrere Räuchereien haben sich hintereinander in dem Gebäude befunden und wurden stets von den Fischern mit Vollbart und Hut bewacht. Es gibt mehrere Überlieferungen, wie die Figuren an ihren jetzigen Platz gelangt sind. Am wahrscheinlichsten gilt, dass der Gründer der Räucherei Johann Hinrichsen die Figuren um 1849 irgendwo erworben und hier aufgestellt hat.
Wussten Sie eigentlich, dass die Figuren nicht immer Kalle und Krischan hießen? Die bis dahin namenlosen Figuren erhielten erst Ende 2002 nach einem Aufruf in der Eckernförder Zeitung ihre jetzigen Namen vor „Johann und Koorl“ und Hein und Fiete“.
Bärbel Schiewer

Quellen:
ECKernförde-Lexikon, HG Heimatgemeinschaft Eckernförde e.V.
Eckernförde – Ein Stadtrundgang, Museumsverein Eckernförde e.V.
Eckernförder Zeitung 14.04.2007
Eckernförder Zeitung 08.06.2023
Jahrbuch 2022, Heimatgemeinschaft Eckernförde e.V.
Erlebtes und Erzähltes aus dem alten Eckernförde, Ilse Rathjen-Couscherung