
Die einzige Verbindung zwischen der Altstadt und dem Dorf Borby erfolgte ursprünglich über eine Holzbrücke, die am Standort des jetzigen Steindamms gelegen war. Diese „Lange Brücke“, die später der „Langebrückstraße“ ihren Namen verlieh, hatte durch kriegerische Auseinandersetzungen in den Jahren 1849 bis 1851 stark gelitten und drohte unpassierbar zu werden. Die Stadtvertreter entschieden sich daher für den Bau eines steinernen Dammes, der 1856 errichtet wurde.
Dieser konnte dann jedoch der schweren Sturmflut 1872 nicht standhalten, somit war die Verbindung zwischen Eckernförde und Borby zunächst abgeschnitten. Für die Wiederherstellung der Verbindung wurde eine Behelfsbrücke an dem jetzigen Standort der Holzbrücke wie folgt errichtet: Es ist davon auszugehen, dass zur damaligen Zeit etwa 100 Fischerboote im Eckernförder Hafen lagen. Eine erforderliche Anzahl davon wurde quer zueinander liegend mit Tauen zusammengebunden. Dann mit Planken versehen, konnte man von einem zum anderen Ufer gelangen. Nicht unbedingt trockenen Fußes, denn je nach Belastung dieser Brücke liefen die Boote mit Wasser voll und mussten immer wieder ausgeschöpft werden. Der „Prototyp“ der jetzigen Holzbrücke war geboren.
Schließlich folgte der Bau einer aufklappbaren Holzbrücke, die in etwa der jetzigen Ausführung entspricht. Der Durchlass in den Binnenhafen für die zahlreichen Fischerboote und die ständig steigenden Getreideanlieferungen durch Frachtschiffe wurde somit möglich gemacht. Heben und senken der Klappbrücke erfolgten zunächst durch beschwerliche Handarbeit. Dies hatte ein Ende, als in den 1980er Jahren die Motorisierung Einzug hielt. Auch musste die Brücke mehrfach grunderneuert werden. Dies lag nicht nur an der Wahl des falschen Holzes, an dem sich der Schiffsbohrwurm zu schaffen machte oder der starken Beanspruchung der Mechanik. Es ereigneten sich auch einige Schiffskollisionen zu denen mancherlei Seemannsgarn einhergeht.
Inzwischen wird der Klappmechanismus elektrisch betrieben.
Und dann ist da noch die Sache mit der „Borbyer Gilde“. 1934 wurde Borby gegen seinen Willen von Eckernförde zwangseingemeindet. Die Borbyer schworen sich damals, nie über die Holzbrücke zu gehen, sondern wenn erforderlich, nur über den Steindamm, der ältesten Verbindung. Ende der 1960er Jahre war Martin Krebs Bürgervorsteher der Stadt Eckernförde. Er lud die Borbyer Gilde zu der Zeit zu einem Empfang in das Eckernförder Rathaus ein. Zunächst wollten die Gildebrüder dem auf keinen Fall nachkommen. Nach längerer Überlegung willigten sie dann ein, doch daran wurde die folgende Bedingung geknüpft: Gildebrüder, Ältermänner, Juchfruun, Vorstand und Fahnenschwenker müssen mit einem Fuhrwerk aus Borby abgeholt und ausschließlich über den Steindamm (der einzig wahren Verbindung) zum Rathaus gefahren werden. Dem wurde seinerzeit nachgekommen und so wird bis heute verfahren.
Genutzt wird die Holzbrücke heute sowohl von den Einheimischen als auch von den Gästen der Stadt. Gerade jetzt vermehrt durch die Bauarbeiten am Steindamm, die im Rahmen der Nooröffnung erforderlich werden und sich über längere Zeit, etwa zwei bis drei Jahre, hinziehen werden. Die Holzbrücke erweist sich als gern genommenes Fotomotiv für Urlauber und muss leider auch immer noch für manches „Liebesschloss“ herhalten.
Die Holzbrücke ist in ihrer Art einzigartig in Schleswig-Holstein. Auch dieses „Glanzstück“ der Eckernförder Altstadt darf gern mal wieder als solches betrachtet werden. Auf geht`s!
Bärbel Schiewer

