Auch wenn meine ersten Kontakte zu Eckernförde dem Besuch meiner Verwandten galten, hatte ich meine ersten richtigen Begegnungen mit der Eckernförder Altstadt erst während meines Architekturstudiums an der Fachhochschule Kiel, Fachbereich Bauwesen im Lorenz-von-Stein-Ring Ende der 1970er Jahre.
Eines der Fächer im ersten Semester (Wintersemester 1978/79) des Grundstudiums nannte sich Freihandzeichnen. Der damalige Dozent der Bauschule für dieses Fach war Prof. Roland Winkelmann, der sicherlich einigen der Leserinnen und Lesern als Architekt in Eckernförde bekannt sein dürfte. Dabei wurden immer am Mittwochnachmittag zunächst innerhalb des FH-Gebäudes lediglich Gegenstände wie Vasen o.ä. mit einem dicken, weichen Bleistift aufs Papier gebracht.
Der Schwierigkeitsgrad steigerte sich im zweiten Semester (Sommersemester 1979), als wir uns dann in der Eckernförder Altstadt einfinden mussten. Ich schreibe mussten, da es beim Freihandzeichnen natürlich, wie in jedem Studienfach, Studierende gab, die dieses Fach mochten bzw. nicht mochten. Aufgrund der Jahreszeit konnten wir nun im Freien agieren. Jetzt waren die historischen Straßenzüge das Motiv. An die folgenden Örtlichkeiten, an denen wir kreativ wurden, kann ich mich noch gut erinnern:
Pastorengang
Rosengang
Frau-Clara-Straße
Gudewerdtstraße
Leider sind meine Freihandzeichnungen aus nicht nachvollziehbaren Gründen (schlecht waren sie nicht!) nicht mehr aufzufinden. Auch zwei frühere Kommilitoninnen, mit denen sich eine Freundschaft bis heute beibehalten hat, konnten leider keine ihrer Zeichnungen für diese Altstadtgeschichte zur Verfügung stellen. Im Folgenden kann ich jedoch einige der Standorte von damals zumindest als Fotografie aufzeigen:
Im Anschluss haben wir uns nicht gescheut, uns in die Schlange an der Eisdiele „Sommariva“ (heute „Veneto“) anzustellen, um uns ein Belohnungseis für die kreativen Werke zu gönnen.
Das dritte Semester des Grundstudiums (Wintersemester 1979/80) war witterungsbedingt wieder ein Indoor-Semester. Hier führte uns der Weg dann immer nach Schleswig in das „Museum Schloss Gottorf“. Die Motive waren die dortigen schweren Möbelstücke wie Stühle, Tische, Kommoden und Schränke. Äußerst prickelnd waren diese Motive nicht, da wünschte sich so mancher die Straßenzüge in der Eckernförder Altstadt zurück. Belohnt haben wir uns aber stets entweder mit einem leckeren Eisbecher im „Antik-Café Canapé“ im Stadtweg oder einem La Flute im „Senator Kroog“ am Rathausmarkt. Beide Betriebe existieren in der damaligen Form heute leider nicht mehr.
Dies ist jetzt bereits einige Jahrzehnte her. Mir hat das Freihandzeichen damals tatsächlich Spaß gemacht. Nachdem ich in diesem Jahr das Arbeitsleben nun hinter mir gelassen habe, wäre jetzt zumindest Zeit vorhanden, um das Zeichnen wieder aufzunehmen. Im Sommer 2023 habe ich tatsächlich bereits an einem Zeichen-Workshop, neudeutsch „Urban Sketching“, teilgenommen. Der Anfang ist getan, aber es ist noch viel Luft nach oben. Vielleicht treffen Sie mich mal in der Eckernförder Altstadt. Meine Anfänge sehen Sie hier:
Abb. 8: „Original“ Leuchtturm Abb. 9: „Fälschung“ Leuchtturm
Bärbel Schiewer
August 2024
Fotonachweis:
Abb. 1 aus Archiv shz
Abb. 2 bis 9 Bärbel Schiewer