DENKMALSCHUTZ ECKERNFÖRDE

30. Oktober 2022
Denkmalschutz in Eckernförde“ – Im Gespräch mit Dr. Deert Lafrenz

Am 24. Oktober 2022 hat der Altstadtverein e.V. zum offenen Gespräch über das Thema: „Denkmalschutz in Eckernförde – Herausforderungen und Möglichkeiten“  eingeladen.

Die Vorsitzende des Vereins, Helga Ernst, freute sich auf den Austausch mit Dr. Deert Lafrenz über die aktuelle Situation in der Altstadt: „Nach der langen Zeit, in der keine Veranstaltungen und Gespräche über dieses wichtige Thema in einem größeren Kreis möglich waren, sind wir über den Termin sehr glücklich. Wir haben uns gefreut, dass so viele interessierte Menschen den Weg zu uns gefunden haben.“

Bildnachweis: Dr. Deert Lafrenz

Dr. Deert Lafrenz beobachtet seit vielen Jahren sowohl als Eckernförder Bürger als auch in seiner Funktion als ehemaliger Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege eine negative Entwicklung der Gestaltung der Eckernförder Altstadt. Für ihn gehe es nicht nur um den Schutz, sondern vor allem um die Pflege der Denkmäler. Denkmalschutz sei immer ein Hilferuf: „Geht da gerade etwas kaputt, das unwiderruflich verloren wäre?“. Gerade wegen dieser Endgültigkeit müsse die Erhaltung und Pflege von historischen oder anderen kulturell bedeutsamen Bauwerken höchste Priorität haben. Oft scheitere dies aber auch an der Komplexität der Bewertungen und Verfahren.

Das neue Denkmalschutzgesetz Schleswig-Holstein, das im Jahre 2014 eingeführt wurde, sollte den Verwaltungsaufwand minimieren und mit der Aufnahme in die sogenannte „Liste“ vereinfachen. Die Anzahl der geschützten Bauwerke sei seitdem in erheblichem Maße gestiegen und könne ohne zusätzliches Personal kaum bewältigt werden.

Dr. Lafrenz berichtete in einem kurzen Exkurs über die unterschiedlichen Folgen, die die  Städtebauförderung seit den 70er Jahren hatte. Während das Förderprogramm in anderen Städten zu einer angemessenen Neugestaltung der erhaltungswürdigen Stadtteile und damit einer Aufwertung führte, gab es diese positive Entwicklung in Eckernförde nicht. Man konzentrierte sich darauf, die Betriebe aus dem Stadtzentrum an die Peripherie umzusiedeln und die Altstadt sei zunehmend „vergammelt“.

Als Beispiel nannte Dr. Lafrenz die Erhaltung des Rundspeichers am Hafen. Dieses einzigartige Baudenkmal stehe in besonderer Weise für die „Kulturlandschaft Hafen“ in Eckernförde. Leider sei damals die Chance verpasst worden, den Speicher als Kulturzentrum auszubauen, aus seiner Sicht eine falsche Entscheidung. Jetzt verfallen die Konstruktionsteile im Inneren des Speichers zunehmend, und er sei über den Zustand dieses, für das Stadtbild unverzichtbaren Baudenkmals sehr besorgt. Die Frage sei, ob es in der Stadtverwaltung einen politischen Willen gebe, das Baudenkmal zu erhalten und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Mit der Schließung der Bauschule, die viele bundesweit anerkannte Architekten und Bauplaner hervorgebracht hatte, wurde im Jahr 2005 auch mit der Tradition einer hochwertigen Architektur für Eckernförde selbst gebrochen. Dies sei mehr als bedauerlich. Heute könne man eine gewisse Uniformität in der Gestaltung der Neubauten der Stadt erkennen. Es gehe weniger darum, den besonderen Wert der gewachsenen Altstadtstrukturen zu erhalten, als kostengünstig Neubauten zu errichten, die in ihrer Belanglosigkeit das charakteristische Stadtbild Eckernfördes langfristig zerstören.

Vereinsvorsitzende Helga Ernst im Gespräch mit Dr. Lafrenz

„Als Altstadtverein werden wir uns verstärkt dafür einsetzen, dass die Häuser und Strukturen in Eckernförde erhalten und gepflegt werden. Wir wollen verhindern, dass die Gebäude, die das Stadtbild und damit auch die Kulturlandschaft prägen, durch Verwahrlosung oder Abriss einfach verschwinden“, sagt die Vorsitzende Helga Ernst. Man werde jetzt dringend das Gespräch mit dem Landesamt für Denkmalschutz suchen, um über die unterschiedlichen Bauvorhaben oder vernachlässigte Gebäude zu sprechen. Dabei gehe es zum Beispiel auch um das „Haus Antik“ am Vogelsang, den Rundspeicher und die geplanten Bauvorhaben in der Gudewerdtstraße 24 und 26.

Im Laufe des Abends wurden auch praktische Fragen, wie zum Beispiel die Kosten einer Sanierung, angesprochen. Neben der Steuerersparnis wies Dr. Lafrenz auf mögliche Fördertöpfe der EU, des Bundesministeriums für Kultur und Medien und der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz hin. Leider könne der Denkmalschutz selber im Rahmen der sogenannten Ersatzvornahme nur konservatorisch eingreifen, wenn ein Bauwerk vernachlässigt werde und es vor dem weiteren Verfall geschützt werden müsse.

„Der Abend mit Herrn Dr. Lafrenz war interessant. Ich hatte viele Fragen, die alle beantwortet wurden. Es war hilfreich, diesen guten Überblick über die Vorgaben und Verfahren im Denkmalschutz zu erhalten“, sagte Holger Janus, der in der Frau Clara Straße wohnt.

Der Altstadtverein plant ab dem nächsten Jahr den offenen Gesprächskreis wieder regelmäßig und mit unterschiedlichen Schwerpunkten anzubieten. Über die Termine und Themen informiert der Verein über die Presse und auch auf seiner Homepage www.altstadtvereineck.de

Artikel aus der Eckernförder Zeitung vom 30.11.2022