Jugenderinnerungen des Frenz Tietje Teil 2

Am 28. November 1940 wurde ich in Kiel geboren.
Aufgewachsen bin ich in Eckernförde in der Ottestraße 12 / 14.

Erinnerungen an den EXER in meiner Jugendzeit:
Der Exer war damals noch nicht bebaut und diente auch nicht als Parkplatz.
Lediglich auf der Nordseite befand sich ein langgestreckter Luftschutzbunker.
Zwischen dem Jungfernstieg und dem Exer befand sich eine lange Felsenmauer.
Der Exer wurde vielseitig genutzt.

So erinnere ich mich daran, dass wir als Schüler in der Willers-Jessen-Schule dort
unseren Sportunterricht bekommen haben. Für die Weitsprung-Übungen hatte man auf der Nord-Ostseite extra zwei Sandkuhlen mit Absprungbrettern hergerichtet.
Die 100 m Läufe fanden oben auf der Strandpromenade statt. Außerdem wurden
auf dem Exer die jährlichen Bundesjugendspiele durchgeführt.

Auch erinnere ich mich an das Fest der „Gelben-Westen-Gilde“ bei dem auf dem Exer mit einem Luftgewehr auf einen kleinen Vogel aus Sperrholz geschossen wurde, an die meist wöchentlichen Fußball-Spiele,

Abbildung 1

an die jährlichen Reit- und Fahrturniere,

Abbildung 2

an die Zirkusveranstaltungen (Zirkus: „Ploetz-Althoff“, Zirkus: „Williams“, Zirkus: „Hagenbeck“), an die „Traber-Truppe“ mit ihrer Hochseilartistik und ganz besonders an die vielen Jahrmärkte, die für mich als Kind immer einen Besuch wert waren.

Abbildung 3

Abbildung 4

Schon von weitem kam mir ein besonderer Duft entgegen. Nämlich am Zugang
zum Jahrmarkt hatte der Japaner „Wen Sung Tse“ auf der rechten Seite seinen Stammplatz. Dort stellte er „gebrannte Mandeln“ her und bot sie zum Verkauf an.
Etwas weiter gab es dann „Carls Eis – immer ein Genuss“ Der Inhaber Carl war ein etwas korpulenter Mann und trug immer eine weiße Jacke und eine hohe weiße Konditormütze.
Auf der linken Seite gab es dann bei „Wiedmanns“ die leckere Bratwurst. Meist kam dann ein „Nostalgie Karussell“ mit Pferden, „Kaffeemühle“ und Autos. Daneben stand eine riesige (holländische) Straßenorgel, auf der sich kleine Figuren nach der Musik bewegten. Anschließend kam die Schiffschaukel von Karl Henze. Oft saß er auf einem kleinen Podest und spielte auf einem Schlagzeug. Auf einem Schild stand „Kalli macht bumm bumm“. Am Ende des Jahrmarktes waren meist größere Fahrgeschäfte wie z. B. Achterbahn,
(damals noch aus Holz zusammengebaut) Kettenkarussell, Berg- und Talbahnen, die wellenartig im Kreise fuhren oder die „Todes- oder Steilwandfahrer“. Das waren Motorradfahrer, die an einer senkrechten Wand im Kreise kreuz und quer fuhren. Wir konnten von oben am Rande in die riesige Rundarena hinabschauen und deren Fahrkünste bewundern.

PS: Mein Vater (Jahrgang 1882) wohnte seinerzeit im sogenannten Turmhaus, Jungfernstieg 12. Er erzählte mir, dass der Exer damals mit Gras bewachsen war. Als Kind habe er sich bei Jahrmärkten immer etwas verdient. Die Karussells mussten nämlich „von Hand“ gedreht werden und das war seine Aufgabe.

Abbildung 5

Abbildung 6: Ähnliche Blickrichtung 2025

Frenz Tietje
November 2024

Fotonachweis:
Abbildung 1 bis 5 aus „Altes Eckernförde – Das Archiv 1 + 2“
von W. Eulert, Fotograf unbekannt
Abbildung 6 von Bärbel Schiewer

De Exer.
von Bübi Gerdau

De Exer weer, vör lange Tied,
een Platz för veel Gedöhn.
He wör ümsömt, op jede Siet,
vun grote, hohe Bööm.
Keem man hier ran, vun Norden her,
seh man een steenern Muur.
Glieks achteran een Bunker weer,
recht duuknackig un swör.
No Westen hin licht de Allee,
no Süden de Kurpark,
in Oosten licht de Strand, de See,
de Exer weer recht stark.
Watt hett man alles hier belevt,
watt hett man allns hier sehn?
Gor manch een hett no boben strevt,
manch eener hier ok ween.
Denn op de Exer wör veel Sport
in jede Oort bedreven,
gor manchereen keem fix in Fohrt,
hett een Pokal hier kregen.
In Sommer boxt de A.B.C.,
de hier opbuut sin Ring.
Ok Rietturnier man öft dor seh,
kunn kieken wi’n Peerd springt.
De Kinner kunn man hier tokieken,
wenn se hier Schoolsport mokt,
bi’t Football kunn man ni begriepen
dat se dat Tor ni dropt.
Man kunn de Johrmarkt hier beleven,
un Zirkus geev dat hier.
De Schüttengill hett’t ok hier dreven,
har öft dor manche Fieer.
Nu hett man hier de Stadthall buut,
hett jetzt ganz rigoros,
ob dat nu slecht is oder gut,
een Parkplatz för Autos.