Mein Stranderlebnis

Wer fordert Schadenersatz für einen gestohlenen BH aus dem Sommer 1969?

Seit Mitte der 60er Jahre wohnten mein damaliger Mann und ich am Hafen in der Schiffbrücke 5, neben Hopp und Reese.

Abb. 1: Schiffbrücke 5 Abb. 2: Ähnliche Blickrichtung 2025   
(Helles, giebelständiges Gebäude)

Aus dem Tierheim Schleswig hatten wir uns dorthin einen schwarzen, mittelgroßen Mischlingswelpen geholt. Wir nannten ihn Lobo (Wolf).

Weil er so langhaarig war, und man nicht wusste, wo bei ihm vorne und hinten war, wurde er von allen sehr gemocht. Nach Welpen Art machte er viel Unsinn, holte z.B. die Wäsche von der Leine, wenn sie im Wind flatterte. Oder einer unserer Besucherinnen biss er den Saum ihres Persianermantels total fransig.

Begrüßung fand durch Anspringen auch mit schmutzigen Pfoten statt. Aber er bekam nie Ärger mit den Menschen, weil er einfach so niedlich war. Heute ganz sicher ein Fall für die Hundeschule!

Im Sommer 1969 ging ich jeden Morgen mit ihm an den Strand zum Dang. Vorbei am Hafengasthaus (heute „Rhodos“), Zollhaus, in dem mein Bruder arbeitete und an den großen Lagerschuppen, Kohlenhändler Jau, Getreide AG, Holzhandlung Timm, der heutigen Hafenspitze.

Abb. 3: Hafengasthaus Schiffbrücke 7 Abb. 4: Ähnliche Blickrichtung 2025

   Abb. 5: Zollhaus Schiffbrücke 8                                            Abb. 6: Ähnliche Blickrichtung 2025

   Abb. 7: Firma Chr. Sieck                                                      Abb. 8: Ähnliche Blickrichtung 2025

Abb. 9: Hafenspitze/Holzhandlung F.H. Timm

Abb. 10: Ähnliche Blickrichtung 2025

An diesem „Urstrand“ (am heutigen Ostsee-Info-Zentrum) ließ ich unseren Lobo immer ohne Leine laufen, war zu der Zeit überall erlaubt.

Zu dem Zeitpunkt badeten auch immer einige Menschen dort. Ihre Kleidung hatten sie einfach auf einen Haufen in den Sand gelegt. Strandkörbe gab es dort nicht. Unser Lobo fand diese Haufen total interessant, sie wurden eingehend beschnuppert.

Eines Morgens aber wühlte er einen Haufen aussortierend durch, schnappte sich einen BH und rannte damit im Maul am Ufer entlang Richtung Kurpark. Ich rannte schreiend und wild gestikulierend hinter ihm her. Lobo drehte sich um, den BH immer noch im Maul, es sah aus, als wenn er lachte und gab Gas – und ich gab auf! Dieser Köter hörte einfach nicht auf mich. Bei seiner Erziehung hatte ich total versagt.

Völlig aus der Puste und voller Sorge ging ich nach Haus. Meine gesamte Familie suchte den Ausreißer den ganzen Tag im Kurpark und der gesamten Altstadt.

Am späten Abend fand ihn einer meiner Brüder in der Noorstraße. Dort kam er angekrochen, total fertig, verdreckt und stinkend. Wir vermuteten, dass er im Noor und Sumpf dort unterwegs war. Wir alle waren einfach glücklich, dass ihm nichts passiert war.

Die einzige Strafe, die er bekam, war das Duschen. Danach sah er wie eine Ratte aus. Sein Fell machte aus ihm seine unverwechselbare Persönlichkeit.

Der geklaute BH wurde leider nie gefunden. Auch habe ich nicht herausgefunden, wer an diesem Sommermorgen ohne BH nach dem Baden gehen musste.

Sollte sich nach der langen Zeit jemand daran erinnern, dann bitte zwecks Schadenersatzes bei mir melden.

     Abb. 11: Hund Lobo                                                              Zeichnung Elke Jensen-Reutelsterz

Elke Jensen-Reutelsterz

Oktober 2024

Fotonachweis:

Abbildung 1 und 11 aus privater Fotosammlung

Elke Jensen-Reutelsterz

Abbildung 3, 5, 7 und 9 aus „Altes Eckernförde – Das Archiv 1 + 2“ von W. Eulert,

Fotograf unbekannt

Abbildung 2, 4, 6, 8 und 10 von Bärbel Schiewer