
Mühlenstraße! Doch wo steht die Mühle, die dieser Straße zwischen Gänsemarkt und Jungfernstieg ihren Namen verliehen hat? Diese sucht man hier vergeblich, denn eine solche hat es nie gegeben.
Für die Weiterverarbeitung des Korns, das auf den Feldern rund um Eckernförde geerntet wurde, waren entsprechende Mühlen erforderlich. Im Umland sind sieben Mühlen bekannt, von denen die älteste (Schnaaper Wassermühle) Anfang des 14. Jahrhunderts und die jüngste (Windmühle Windeby) Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet wurden. Am bekanntesten sind sicherlich die drei Borbyer Mühlen, die aufgrund ihrer Dacheindeckung als grüne, gelbe und rote Mühle bezeichnet wurden. Die grüne Mühle (Windmühle Borby-Süd) hatte ihren Standort bis Anfang des 20. Jahrhunderts am Mühlenberg gegenüber des Eingangs zum Mühlenberg-Friedhof.
Seinerzeit konnte man nicht frei wählen, wo man sein Korn mahlen lassen wollte. Der Landesherr wies den Bauern jeweils eine Zwangsmühle zu, in der das Korn gemahlen werden musste. Dieser Mühlenzwang bestand bis 1853. Damals übernahmen Fuhrleute, die das „Privileg“ besaßen, dass Korn zur Mühle zu fahren, den Transport.
Als aufmerksame Leserinnen und Leser dieser Glanzstückreihe erinnern Sie sich sicher noch an die letzte Station 12/25 „Taterberg 2“ Dort wurde bereits auf die „Tater“ hingewiesen. Auch die Mühlenfahrer genossen kein großes Ansehen in der Stadt und konnten sich nur außerhalb der Stadtgrenze ansiedeln. Es entstand die seinerzeit als „Mühlenfahrerstraße“ bezeichnete heutige Mühlenstraße.
Das Mühlenzeitalter ist inzwischen längst beendet. Lediglich die „Mühle Rau“, heute mit anderer Nutzung, in der Langebrückstraße sowie der Mühlenberg und die Mühlenstraße erinnern an diese Zeit. Heute „glänzt“ die ruhige Straße abseits des Trubels der „Kieler Straße“ mit den traufständigen, kleinteiligen Gebäuden und lädt zu einem Spaziergang ein.

